In der lichtdurchfluteten Vinothek, die im Neubau des noch reichlich jungen Weingutes von Christine Pröstler am Ortsrand von Retzbach eingerichtet ist, kommt man dem Mehr an Charakter, das nach der festen Überzeugung der Winzerin besondere Weine vor dem Mainstream auszeichnen sollte, durchaus mit Hochgenuss auf die Spur.
Pröstler baut für ihre drei Sortimentslinien, Gutsweine, Retzbacher Weine und Benediktusberg Weine, in der Hauptsache Silvaner-, Riesling- und Weiß- bzw. Grauburgunder-Reben an. Vom Beneditkusberg baut sie einen Spätburgunder aus und in der Linie der Retzbacher Weine bietet sie einen Domina-Wein auf, der 24 Monate im Barrique gereift ist und ein Aroma von reifen Brombeeren, Süßkirschen und zarten Holznuancen hat. Die weltgewandte Önologin gründete ihr Weingut im Jahre 2008 noch im Ortszentrum, wo ihr Vater lange Jahre im Nebenerwerb Wein ausbaute. 2013 folgte die Fertigstellung des hochmodernen Weingutes am Ortsrand von Retzbach. Dabei scheint die klare und stringente Architektur aus Beton, Stahl und Glas wie eine gebaute Corporate Identity auf Pröstlers Qualitätsanspruch für Spitzenweine. Die Qualität entstehe im Weinberg, ist sie von der Kraft der Muschelkalkböden überzeugt. Entfalten könne sich der je eigene Charakter eines Weines aber nur im Keller und in der Obhut eines sorgfältigen und sensiblen Winzers. Individuelle, unverwechselbare Weine will Pröstler schaffen. Mit den Lagenweinen vom Benediktusberg gelingt ihr das schon seit ein paar Jahren vorzüglich. Freilich, erklärt die Winzerin, man darf eben nichts dem Zufall überlassen – weder im Weinberg noch im Keller. Und auch bei der Architektur und dem Marketing für ihre Weine hat sie von Anfang an eine klare Linie verfolgt. Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile, bringt Pröstler ihre Vorstellung von guter Architektur und schlüssigem Design auf den Punkt. Ihr in Gold und Silber gedrucktes cP. mag ein pointierter Beleg sein.